Wort zum 4. Fastensonntag

Neulich erinnerte mich ein Studienkolleg an eine Vorlesung zu Beginn unseres Theologiestudiums. Der Professor zeichnete an der Tafel ein X. Nun durften wir Studenten und Studentinnen sagen, was wir in diesem X sahen.
Eine Studentin sah ein Multiplikationszeichen der Mathematik. Ein anderer Student dachte an das X-Chromosom. Wieder ein anderer sah ein Andreaskreuz.
Dieses Beispiel zeigt mir: Wenn wir vom „Sehen“ sprechen, dann kann sich das durchaus beziehen auf unsere organischen Augen. Doch es gibt ein anderes Sehen, es gibt eine andere Blindheit.
In der Heilungsgeschichte dieses 4. Fastensonntags (Link zur Lesung) befasst sich Jesus sicher mit der organischen Blindheit des (jungen) Mannes. Er schenkt ihm neues Leben, eine neue Lebensqualität.
Darüber hinaus geht es aber auch um ein anderes „Sehen“, das dem jüdischen Establishment (den Pharisäern) offensichtlich nicht gegeben ist.  Es ist das „Sehen“ mit den Augen des Glaubens.
So möchte ich auch mitten in der Corona-Krise an die Macht des Schöpfergottes glauben. Über die Bemühungen des Menschen hinaus, die Welt von dieser Pandemie zu befreien, sehe ich den Einsatz der Hand Gottes.

So bete ich zu ihm, dem Ursprung allen Lebens.

Herr, Du Gott des Lebens,
betroffen von der Not der Corona-Krise kommen wir zu Dir.
Wir beten für alle, deren Alltag jetzt massiv belastet ist,
und bitten um Heilung für alle Erkrankten.
Sei den Leidenden nahe, besonders den Sterbenden.
Tröste jene, die jetzt trauern, weil sie Tote zu beklagen haben.
Schenke den Ärzten und Forschern Weisheit und Energie,
und allen Pflegenden Kraft in ihrer extremen Belastung.
Gib den politisch Verantwortlichen Klarheit für richtige Entscheidungen.
Von ganzem Herzen flehen wir, dass die Epidemie abschwillt
und dass die medizinischen Einrichtungen auch künftig
den übermässigen Anforderungen entsprechen können.
Behüte uns Gott, er lasse uns sehen mit den Augen des Glaubens.

Abbé Zacharie