30. März – Was bleibt
Im heutigen Evangelium (Joh 8, 1-11) bringt man eine Ehebrecherin zu Jesus, um seine Meinung zu hören und um ihn zu testen. In einem Satz heisst es: «Jesus aber bückte sich und schrieb mit dem Finger auf die Erde.» (Joh 8,6)
Was Jesus da auf die Erde schreibt wird nicht erklärt. Vielleicht schreibt er auch gar nicht wirklich, sondern zeichnet einfach ein Muster in den Sand, so wie wir während eines Telefonats manchmal etwas auf ein Blatt Papier kritzeln. Überhaupt, hat Jesus nichts von dem was er getan oder gesagt hat je selber aufgeschrieben, um es für die Nachwelt festzuhalten. Das geschah erst viel später.
Trotzdem ist seine Botschaft um die Welt gegangen und bis heute lebendig geblieben. So kraftvoll und weltverändernd war sein Auftreten, waren seine Worte und vor allem seine Taten. Sein Leben klingt nach in den Generationen, die kamen und es bewegt uns bis heute.
Im Moment wird viel geschrieben, in den Zeitungen und im Internet. Papier wird produziert, Konzepte und Notfallpläne werden erstellt und überarbeitet. Doch was wird uns ganz persönlich bleiben von diesem erzwungenen time out? Was wird nachklingen in uns, wenn die Welt sich nach Corona wieder zu drehen beginnt? Ich hoffe wir erinnern uns nicht nur an die Zahlen von Infizierten und Verstorbenen, an die Milliarden-Verluste für die Wirtschaft und die Anzahl der gestrichenen Flugverbindungen. Ich hoffe wir erinnern uns auch an die Solidarität in den Familien, in der Nachbarschaft und zwischen den Generationen, an die lustigen und kreativen Beiträge, die uns aufgeheitert haben und daran, was möglich geworden ist, weil Menschen zusammengehalten und sich füreinander eingesetzt haben. Darin liegt eine weltverändernde Kraft. Ich hoffe wir erinnern uns in Zukunft daran, wenn wir uns wieder anderen grossen Aufgaben und Herausforderungen gegenübersehen, von denen wir denken, dass sie nicht zu bewältigen sind.
Jacqueline Meier