Beten tut gut. Seine Gefühle und Gedanken in Worte zu fassen, kann helfen sich innerlich zu ordnen und zur Ruhe zu kommen. Manchmal fehlen uns vielleicht die Worte, dann dürfen wir sie auch entlehnen. Zum Beispiel aus dem biblischen Buch der Psalmen. Keine Situation, die nicht in einem der 150 Psalmen Ausdruck findet: Klage, Angst, Dankbarkeit, Einsamkeit, Depression, Liebe, Trost, Zorn, Freude, Schuld … Es sind echte Worte von echten Menschen, an Gott gerichtet, manchmal überschwänglich lobend, manchmal flehend, manchmal anklagend und wütend.

Wilhelm Bruners schreibt über die Psalmen: «Nach dem morgendlichen Gang über die Psalmbrücke, drehe ich mich nicht mehr um die eigene Achse, ich atme die alten Heilworte in meine Tagängste und bin guter Hoffnung.»

In der Leseordnung stehen heute Auszüge aus dem Psalm 18 – ich bete ihn in eigenen Worten, in meiner Sprache:

«Gott, ich ha dich gärn,
du stärksch mer de Rugge, ich zell uf dich
ich gspühre du luegsch zu mir und
gisch mer Schutz.
Wenn ich mit dir gredt han,
chan ich wieder dureschnuufe und
es gaht mer besser.
Die ganzi Welt bebt und isch chrank
diis Liecht fehlt a so villne Ort.
Mängisch gsehn i nur no en schwarze Abgrund.
Das macht mer Angst.
Aber denn merk ich, dass du da bisch und
mich wegfüehrsch i d Wiiti.
Das macht mich frei.
Du machsch mer Muet und gisch mer wieder Bode under d’Füess.
Ich gseh wieder en Weg wo wiitergaht.
Au wenns nöd eifach isch, ich weiss du gahsch mit,
du stahsch hinter mer
du bisch mis Fundament.
Danke. AMEN»

Jacqueline Meier