6. April – Hoffnungslos?
Seit dem Ausbruch des Coronavirus gibt es für uns Menschen keine absolute Sicherheit. Vielfältige Ängste kommen hoch. Auch in meinem näheren persönlichen Umfeld erfahre ich Ohnmacht. Da können uns die Worte des Propheten Ezechiel helfen:
«Ich öffne eure Gräber» (Ez 37,12)
Das könnte heissen: Ich öffne eure Gräber der Hoffnungslosigkeit, eure Gräber der Sprachlosigkeit, eure Gräber der Lieblosigkeit. Ich helfe euch, nicht mehr nur um euch zu kreisen, nicht mehr mutlos zu sein. Ich helfe euch, aufzubrechen in eine neue Zukunft. Euer Leben hat wieder einen Sinn, einen Halt und eine Perspektive. «Leben, Leben wird es geben, Leben vor dem Tod», so heisst es in einem Lied.
Traue ich Gott zu, mein Leben zu verändern, traue ich Gott – wie der Prophet Ezechiel – alles zu, dann kommt etwas in Bewegung. Sicher, es werden nicht von heute auf morgen alle Probleme weg sein; manche Fragen bleiben offen, aber ein Neuanfang ist möglich, kleine Schritte der Veränderung, kleine Zeichen der Hoffnung, trotz dieser aussergewöhnlichen Zeit, trotz Rückschläge, die auf uns gekommen sind und kommen werden. Aber der Prophet Ezechiel sagt weiter:
«Ich hauche euch meinen Geist ein, dann werdet ihr lebendig» (Ez 37,14)
Das sind kraftvolle Worte der Ermutigung: Ihr werdet wieder lebendig, geprägt vom langen Atem der Hoffnung, voll mit Ideen und Träume, mit Lebenslust und Schwung. Lebendig werden – das ist ein lebenslanger Weg, hier kommt vieles zum Klingen, hier hat alles seinen Platz: der ganze Mensch. Lebendig werden – das ist auch manchmal kantig sein, einseitig, widerspruchvoll, unvollkommen, aber lebendig, offen für Wachsen und Reifen, offen für Überraschungen des Heiligen Geistes. Lebendige Menschen setzen sich für das Leben ein, wissen um ihre Grenzen und sind empfänglich für die Geschenke des Lebens.
Diese Worte sind eine Frohbotschaft, die uns guttut. Lassen wir uns neu von diesen Worten treffen und durchdringen. Nehmen wir diese Worte mit in unser ganz persönliches Leben, mit allem alltäglichen Auf und Ab, mit unseren Sorgen und Schwierigkeiten. Nehmen wir diese Worte mit als wirkliche Ermutigung, als lebensspendende Zusage, aus der wir immer wieder Kraft schöpfen können. Beten wir um diesen Geist:
«Ich hauche euch meinen Geist ein, dann werdet ihr lebendig» (Ez 37,14)
Petre Karmazichev