13. April – Er kam hinzu (Ostermontag)
Bibelstelle Lk 24,13-35
Am Ostermontag wird in der Liturgie die Emmausgeschichte gelesen. Zwei Jünger waren unterwegs zu einem Dorf namens Emmaus. Ich glaube nicht, dass sie zum sogenannten engsten Jüngerkreis gehörten; sie hatten wohl viel Empathie für Jesus. Mehr noch, sie glaubten an seine Vision und die Macht seiner Worte. unterhielten sich über die jüngsten Ereignisse. Dass Jesus ungerecht verurteilt und so brutal ermordet wurde, beschäftigte sie. Wie konnte all das geschehen? Warum hat Gott, sein Vater – auf den er sich sonst immer wieder berufen hat – so eine Grausamkeit zugelassen? Wie geht es nun weiter mit uns? Mit unseren Plänen? Fassungslosigkeit bestimmt den Alltag; Verzweiflung macht sich breit.
Sie sind unterwegs und besorgt. Der Ort wird erstmals in Zusammenhang mit dem Wirken Jesu auf Erden erwähnt. Irgendwann kommt einer hinzu. Einer, der angeblich nicht zu den Weggefährten gehört. Ein Fremder, ein Aussenstehender. Der will was wissen. Die beiden Jünger*innen erkennen ihn nicht. Oder noch nicht. Mir kommt diese Begegnung wie in der Legende vor, welche dem heilige Martin von Tours nachgesagt wird. Er habe eines nachts eine Erscheinung gehabt in Gestalt eines majestätischen Königs. Martin fragt ihn: „Wer bist du?“ Darauf antwortet sein Gegenüber: „Ich bin dein Heiland, Jesus Christus.“ Martin erwidert: „Wo hast du dann deine Wunden?“ Er antwortet: „Ich komme jetzt nicht als Verwundeter, nicht vom Kreuz, sondern vom Himmel her in meiner Herrlichkeit!“ Darauf der heilige Martin mit aller Entschiedenheit: „Geh mir aus den Augen, du bist der Teufel. Den Heiland, der ohne Wunden ist, den mag ich nicht sehen; den erkenne ich nicht, der das Zeichen seines Leidens nicht hat.“
In dieser trost- und hoffnungslosen Stimmung begegnet den beiden Emmausjüngern der Fremde. Auch in der Corona-Krise, so glaube ich, wird der Auferstandene Herr zu uns stossen und mit uns das restaurierte Leben zelebrieren. Ich bete und bin überzeugt. Nicht gleich zu Beginn war er mit den beiden. Irgendwann jedoch, bevor es Abend wurde, kam er hinzu.
Abbé Zacharie