18. April – Liebe
Bibelstelle Joh 3,16-21
Im Ostergeschehen ist die Liebe Gottes zu uns Menschen wieder erneuert und aufgefrischt worden. Und nicht nur wir Menschen sind mit dieser Liebe gemeint, sondern die ganze Schöpfung.
Viele von uns sagen «Tja Liebe, so etwas ist leicht gesagt.» Die Liebe schenkt uns unser Glaube, aber das fällt uns oft schwer. Wo erfahre ich die Liebe Gottes in meinem Leben? Wo rührte und rührt mich diese Liebe an? Ja, wo brauche ich die Liebe Gottes in meinem Leben?
Oft meine ich, mit der Liebe zu Gott ist es wie mit der Liebe zweier Menschen, die schon lange zusammen sind. Man harmoniert. Man schätzt sich. Man liebt sich. Man lebt miteinander. Doch der Alltag mit seinen vielen nichtigen Wichtigkeiten und seinen kleinen oder grossen Pflichten hat die Liebe überrollt. Liebe wird zur Gewohnheit.
Nur etwas Herausragendes kann sie aus dieser Gewohnheit wieder herausreissen. Ein plötzliches Ereignis wie Geburt oder Tod, Genesung oder Krankheit, Glück oder Unglück. Da kann die Erinnerung an die gewesene Liebe wieder wach werden. Da kann diese Liebe sogar noch blühen.
Doch bevor so etwas geschieht, kann ich auch einmal überlegen über meine Liebe zu den Menschen, mit denen ich lebe. Und auch über ihre Liebe zu mir. Liebe lebt nicht nur aus der Gegenwart, sondern auch aus der Vergangenheit und hat so Zukunft.
Und ich soll nachdenken über die Liebe Gottes zu mir und über meine Liebe zu ihm. Und vielleicht ist dann mehr da, als ich im Augenblick spüre und fühle. Vielleicht bedarf ich des Menschen, der mir nahe ist, mehr als ich es im Augenblick wahrnehmen kann. Vielleicht bedarf ich unsern Herrn Jesus Christus mehr als ich im Augenblick zugeben kann. Ich muss das nur immer wieder aus meinem ganz Inneren herausgraben.
Marie Luise Kaschnitz schreibt in ihrem Gedicht «Mass der Liebe»:
«Wie du mir nötig bist? Wie Trank und Speise
Dem Hungernden, dem Frierenden das Kleid,
Wie Schlaf dem Müden, Glanz der Meeresreise
Dem Eingeschlossenen, der nach Freiheit schreit».
Das kann für jeden Menschen gesprochen sein, das kann auch für unsern Gott sein, der mich liebt, gedichtet und auf ihn hin verdichtet sein.
Petre Karmazichev