19. April – Ausgespannt
Evangelium vom Tag Joh 20,19-31
Nur kurz war Thomas weg und nun kommt er sich vor wie im falschen Film. Thomas kann nicht glauben, was seine Freunde berichten. Jesus lebt! Wie soll das möglich sein? Für Thomas ist Jesus tot und begraben und mit ihm alle Hoffnung. Thomas will einen handfesten Beweis, damit er glauben kann. Da kommt Jesus erneut zu den Jüngern. Thomas sieht die Wunden. Nun kann er glauben.
Unser eigenes Leben spannt sich aus zwischen Karfreitag und Ostern. Manchmal sind wir im Grab gefangen – ohne Hoffnung und Aussicht. Und dann gibt es wieder Hoch-Zeiten voller Licht und Freude, wo alles möglich scheint.
Wir erleben diese Zustände in einer Ungleichzeitigkeit. Wir müssen es aushalten, dass die einen schon Ostern haben und die anderen noch ganz im Karfreitag stecken und vom Kreuz niedergedrückt werden. Wir erleben das jetzt ganz konkret während dieser Corona-Krise. Die einen geniessen, das unfreiwillige Timeout weil alles etwas ruhiger und reduziert ist, werden kreativ und sehen neue Möglichkeiten. Andere leiden unter den existenziellen Nöten, der Isolation, dem unfreiwilligen Freiheitsentzug und den Sorgen um die Gesundheit.
Wer noch beim Kreuz vom Karfreitag steht, tut sich schwer mit dem Glauben. Dann braucht es manchmal Menschen, die für uns glauben, wenn wir es gerade nicht können, Menschen, die uns vom Licht erzählen und die uns ihre eigenen Wunden zeigen und ihre Narben, damit wir glauben können, dass es trotz allem weitergehen und wieder schön und gut werden kann.
Wir können unsere Erfahrungen austauschen – negative und positive – und füreinander Glaubens-Zeugen sein. Wir können das Licht feiern aber auch das Kreuz beweinen – beides ist wichtig, beides ist gut und tut gut.
Jacqueline Meier