Evangelium vom Sonntag Joh 10,1-10

„Ich bin die Tür“… „ich bin der gute Hirte“, das sagt Jesus von sich selbst in diesem Ausschnitt aus dem Johannesevangelium. Ort des Geschehens: Jerusalem. Tempelberg. Die Stimmung ist angeheizt. Die Steine zum Werfen schon in der Hand. Jesus entscheidet sich zum Gehen. Die Menge ist aufgebracht. Einmal mehr hat er ihre Vorstellungen in Frage gestellt.

Unterwegs, gleichsam im Vorbeigehen, heilt er einen Blinden und heisst ihn, sich im Teich Schiloach zu waschen und sich den Pharisäern zu zeigen. Die Juden hatten längst schon beschlossen, jeden, der sich zu Jesus als den Messias bekennt, von ihrer Synagoge auszuschliessen. So auch den geheilten Blinden. Das ist der Preis dafür, dass er nicht verschwieg, dass Jesus sein Heiland ist, sondern sich freimütig zu Jesus bekannte.

Das ist die Vorgeschichte des heutigen Evangeliums. Wiederum erhebt Jesus seine Stimme. Er hört nicht auf, die Dinge beim Namen zu nennen, auch dann nicht, wenn sie für die Zuhörerschaft unbequem sind. Er weiss sich von Gott gesandt und hat Mut. Erfüllt von Gottes Geist beginnt Jesus einmal mehr eine Rede mit kräftigen Bildern: ich bin die Tür, ich bin der gute Hirt. Bleiben wir beim Bild Tür.

Türen grenzen ab und sichern; sie schliessen den anderen aus. Jemanden die Tür vor der Nase zuzuschlagen. Die Tür wirkt jedoch auch in die Gegenrichtung. Türen schaffen Zugänge, zu Häusern und Höfen, aber eben auch zu Menschen und Erlebnissen. Wenn Jesus sagt, ich bin die Tür, dann nimmt er damit in Anspruch, der Einzig zu sein, der einen Zugang zu etwas Besonderem möglich macht. Jesus ist die Tür zum Leben. Er ist Tür und Türöffner zugleich: im tatsächlichen und übertragenen Sinne, weil er die Tür zum Glauben an das Reich Gottes öffnet, weil er uns zutraut.

Damit erschliesst er uns den Sinn des Lebens, wozu wir geboren sind. Wer ist der Mensch? Was ist Leben? Was macht das Leben sinn- und wertvoll? Nur durch ihn, mit ihm und in ihm.
Euch allen einen gesegneten Sonntag.

Abbé Zacharie

Hier geht’s zur „Musik zu Ehren Marias“ an diesem Sonntag.