Lesung vom Tag Apg 14,5-18

«Die Götter sind in Menschengestalt zu uns herabgestiegen», rief die Menge, nachdem Paulus einen Mann geheilt hat, der von Geburt an, gelähmt war. so heisst es in der heutigen Lesung aus der Apostelgeschichte. Paulus wird gewürdigt, angehimmelt. Die Leute nehmen ihn wahr als einen unter den Göttern. Weil er Wundertaten vollzieht. Einen Kranken in dieser Art und Weise zu heilen, ist eher den Göttern vorbehalten. Wenn überhaupt! Ausgerechnet ist so eine Macht diesem Paulus gegeben, der nicht zum engsten Jüngerkreis gehört hat. Der sich eigentlich im wahrsten Sinne des Wortes nicht Jünger, gar nicht Apostel nennen darf.

Paulus, geboren in Tarsus, einer Stadt in der heutigen Türkei mit ca. 300.000 Einwohnern. Paulus’ Eltern sind emigrierte Juden, deren Vorfahren vermutlich sich vor über ein Jahrhundert in der Hafenstadt niederliessen. In Tarsus entwickelte sich eine starke religiöse Mischung. Verschiedene fremde Gottheiten (u.a. Ba’al und Zeus) verschmolzen zu dem Stadtgott. Auch das Judentum kann sich profilieren. Paulus wächst in diesem pantheistischen Kontext auf. Dem Nazaräer Jesus ist er nie begegnet. Er ist jedoch ein bekennender Jude und Pharisäer. Als solcher verfolgt er das Christentum und die Christen, bevor er sich zu Christus und dessen Religion bekehrt. Dann macht er sich auf den Weg und verkündet den auferstandenen Jesus im östlichen Mittelmeerraum.

So befindet er sich heute in der Gegend Ikonion und Lystra. Beide Ortschaften liegen in der Türkei. Barnabas begleitet ihn auf seiner Reise. Sie verkünden Jesus, den Messias, den Auferstanden, und vollziehen Wunder. In Lystra kommt zu Begegnung mit einem Gelähmten. Er wird geheilt durch die Macht des Wortes: steh auf. Stell aufrecht auf deine Füsse». Gott wirkt in ihnen, die Menschen erkennen jedoch das Wirken ihrer Götter. Mehr noch. sie machen Paulus zu einem ihrer Götter. Wichtig ist immerhin die Erkenntnis: Gott bzw. die Götter nehmen Menschengestalt ein. Im Laufe der Geschichte. Gott lässt sich erkennen in Menschen, die er auserwählt und zum Werk seiner Liebe und Barmherzigkeit macht.

Gott, du tust Wunder, auch heute noch.
Schenke uns Menschen, vielleicht wohl Outsider, durch die das wohl ersehnte Wunder gegen die Corona-Pandemie vollbracht wird. Denn heute noch nimmst du Menschengestalt unter uns.
Mach uns offen und achtsam im Umgang mit der Natur und mit meinen Mitmenschen.
Und schenke uns deinen Geist, der uns stärkt und trägt.

Abbé Zacharie