Evangelium Lk 1,38

Eine Begegnung – völlig unerwartet, unvorbereitet – wie von anderer Art, ein paar Worte… und das eigene Leben wird mit einem Schlag völlig auf den Kopf gestellt.

Sie kennen das sicher aus Ihrem eigenen Leben – im positiven, aber auch im negativen Sinn: Die Diagnose beim Arzt: Befund positiv, bösartig, es tut mir Leid, aber… Der Anruf der Mutter: Vater ist heute Nacht gestorben…. Das Lächeln und ein gutes Wort genau dann, wenn ich meine, am Ende zu sein… Die Anerkennung für meine Anstrengungen, ein Lob aus dem Mund eines Menschen, der sonst eher sparsam mit guten Worten ist… Eine Begegnung – völlig unerwartet, unvorbereitet – wie von anderer Art, ein paar Worte…und das eigene Leben wird mit einem Schlag völlig auf den Kopf gestellt.

Maria hat es ebenso erfahren:
Mitten in ihr Leben, mitten in ihren Alltag „platzt“ die Verheissung von der Geburt Jesu. Durchkreuzt – schon damals – alle Lebenspläne der jungen Frau, die mit Josef zwar verlobt und damit auch schon so gut wie verheiratet war, aber doch unmöglich ein Kind von einem anderen – von DEM anderen erwarten konnte.

Was würden die Leute sagen? Was würde Josef sagen? Kann sie sicher sein, dass es wirklich Gottes Plan und Stimme ist, der ihr diese Botschaft, diesen Ruf zugedacht hat?

Wen Gott ruft, dem verheisst er Grosses – aber den verschont er auch nicht. Wer in der Nachfolge Jesu glaubend und vertrauend den Weg durchs eigene Leben sucht, der kann das Leben in Fülle finden. Aber zur Fülle gehört auch all das, was selbst Maria am eigenen Leib erfahren hat: Zweifel, Angst, Enttäuschung, Mitleid, Trauer…

Menschlich reagiert Maria und fragt – so überliefert es uns der Evangelist Lukas: „Wie soll dies geschehen?“ Menschlich reagieren doch auch wir in solchen Situationen: „Mein Gott, warum ausgerechnet ich, warum passiert das mir?“

Wenn solche unerwarteten Wendungen in unser Leben einbrechen, dann können wir – wie Maria – offen und empfänglich für Gottes Pläne sein. „Ich bin die Magd des Herrn, mir geschehe nach deinem Wort“, so Marias Bekenntnis. Uns mag es nicht so leicht über die Lippen gehen. Genau das ist es, was uns Maria heute sagen kann. Empfänglich bleiben für Gottes Eingreifen in mein Leben.

Abbé Zacharie