Lesung vom Tag Apg 2,1-11

Jerusalem, im Jahr 33. Oder ungefähr. Eine Gruppe von Männern unterschiedlichen Alters ist in einem Haus versammelt. Sie sind zu Gast bei guten Bekannten. Maria mit ihrem Mann Aristopulos hat ihnen Unterkunft angeboten. Besser gesagt eher Zuflucht. Denn die Gäste mussten sich in die Selbstisolation begeben. Aus Angst vor Verfolgung. Aus Angst vor dem Establishment. Dieses hat den Meister zum Tode verurteilt. Und Maria ist die Mutter von Markus, der später eine Biografie des Nazaräers verfassen würde.

Die Gäste bildeten den engsten Jüngerkreis Jesu. Einige von ihnen waren noch dem Meister gefolgt auf seinem Kreuzgang. Nun haben sie sich zurückgezogen. Hin und wieder war ihnen Jesus erschienen. Nach seiner Auferstehung ist Jesus seinen Jüngern einige Male erschienen. Mal hier, mal dort. Inzwischen aber ist Jesus vor gut 10 Tagen zu seinem Vater zurückgekehrt. Da spürten die Jünger eine totale Leere. Vor allem ist die Verunsicherung gross. Wie geht es weiter? Was wird aus ihnen. Denn sie hatten damals alles liegen lassen, um dem Mann aus Nazareth nachzufolgen.

Sie heissen Andreas, Bartholomäus, Jakobus Zebedäi, Jakobus Alphai, Johannes, Matthäus, Petrus, Simon, Johannes, Thaddäus. Sie wären 12 gewesen. Einer musste die Gruppe verlassen. Denn er war ein skrupelloser Verräter. Den Meister hat er ausgeliefert… und musste einen schrecklichen Tod auf sich nehmen. Den Suizid.

Da hocken sie beisammen, die Weggefährten Jesu. ermüdet. Fassungslos, orientierungslos, unterstützungslos, plan- und konzeptlos fürs Leben. Sie sitzen da ohne Aussicht und antriebslos? Eines verbindet sie. Die Erinnerung an die gemeinsame, ereignisvolle Zeit mit Jesus. Auch Erinnerung an die Worte des Meisters.

Und doch plötzlich am Pfingsttag wird alles anders. Als der Geist über sie kommt, stehen sie auf. Sie tun Dinge, die sie nie getan, sich nie zugetraut hätten.

Alle Furcht ist dahin. Sie reden auf neue, unerhörte Weise. Fremde aus „aller Welt“ verstehen ihre Worte, ein jeder in seiner eigenen Sprache. Die Begeisterung reisst sie mit.

Dass wir bei der Mühe um lebendig gelebten Glauben immer wieder auch Einbrüche erleben und Versagende sind, sollte uns vom öffentlichen Bekenntnis zu unserem Glauben nicht abhalten. Auch die Apostel und Jünger waren nach dem Pfingstereignis nicht fehlerlos. Aber sie liessen sich vom Hl. Geist neu zu Umkehr bewegen und versuchten, in erneutem Streben und Ringen, das Leben nach dem Beispiel Jesu auszurichten. Dazu beschenkt uns der Hl. Geist immer wieder neu. Frohe Pfingsten!

Abbé Zacharie

Hier geht es zur Pfingstsequenz.